~ Ankommen und Rückblick ~
Das „Willkommens-Ankomm-Picknick“ brachte nicht nur das Ende von Täuschung und viel Freude, sondern brachte auch Erinnerungen und Flashbacks mit sich. Ich hatte Angstzustände und Panikattacken. Immer wieder holten mich Erinnerungen und Bilder aus den letzten Monaten vor dem Umzug ein. Ich durchlebte sie auf ein Neues und dies war selten schön. So saß ich auf Toilette im Restaurant und bekam plötzlich Panik, weil mich die Erinnerung einholte, wie mein Ex gegen die Tür schlug und mich anschrie. Das Gute daran war, in mir gab es einen Punkt der wusste „Das ist gerade nicht real!“ und das rettete mir den Arsch. Ich kam irgendwie ins Hier und Jetzt zurück, atmete und schaute mir mit anderen Augen das Geschehene an und dadurch wurde es besser. Für mich ist das ein sehr großes Geschenk. Früher wäre ich in der Situation hängen geblieben und hätte keinen Ausweg gewusst, aber nun fand ich ihn. Dafür bin ich dankbar und ich bin für das Erlebte dankbar, denn ohne dies hätte ich die Erfahrung nicht machen können. Aber keine Sorge, das Erinnern und die Flashbacks waren nicht alle nur zum Picknick da *lach* … nein, auch schon Tage zuvor und auch danach holten sie mich ein und ich bin dankbar dafür.
Ja, ankommen heißt auch noch einmal auf die vergangene Zeit zurückblicken. Revue passieren lassen. Und es war viel passiert. Viel war vorgefallen und vieles erinnerte mich auch an meine Kindheit. Knöpfe wurden bewusst gedrückt, Wunden wurden mit Absicht berührt. Verletzen aus Verletzung heraus. Und auch wenn es irgendwie seltsam klingt, so ist es menschlich – nicht schön, aber menschlich. Ob anerzogen oder wo auch immer es her kommt, wir können versuchen uns zu ändern, Dinge nicht zu tun oder bewusst anders zu denken oder zu handeln, aber ich glaube es gibt Gefühle in uns, die „normal“ sind. Wenn man sich mit spirituell lebenden Menschen umgibt, dann hört man sehr oft „Das solltest du nicht denken.“ „Das solltest du besser lassen.“ „Was spiegelt dir das?“ etc. – ich könnt da noch sehr lang so weiter machen und ja, wir können ganz viel ändern und überdenken und loslassen und aufgeben und erneuern und und und … aber wir sind Menschen und wir haben Macken und Muster. Ich weiß, wäre mein Ex nicht so gewesen, wie er war – egal zu welcher Zeit unseres Kennens – ich hätte die Erfahrung nicht gemacht und ich hätte die ein oder andere Veränderung nicht machen können und müssen. Es hat also auch wirklich etwas Gutes wofür ich dankbar bin, egal wie schmerzhaft es immer wieder ist … es ist Heilung.
Aktuell bin ich sehr erschöpft und müde. Es passiert in mir so viel, dass es heißt „Ruhe gönnen, atmen und das Leben genießen“. Ja, Heilung kostet auch Energie. Es ist kein Fingerschnipsen und alles ist geheilt. Heilung heißt für mich hinschauen, hinfühlen, wahrnehmen und dann loslassen, sich lieben, in Dankbarkeit annehmen und eben auch ruhen und verwöhnen. Heilung bedeutet „sich gut tun“. Ich habe gerade das Bild vor mir, wie das „Alte“ eine trockene, kleine Insel ist, umgeben von Matsch und Schmodder, aber in der Ferne kann man schon eine etwas größere, grüne Insel sehen. Der Weg führt aber durch den Matsch. Nun ist die Frage ob man den Marsch durch den Matsch auf sich nimmt oder ob man lieber die Anstrengung sein lässt. Ich geh zwar nicht gern durch den Matsch – macht wohl niemand gern – aber ich freue mich auf die größere, grünere Insel, auf der ich mich ausruhen kann, um dann eine weitere Insel zu „erobern“. Step by step. Ich bin mir nicht sicher, ob wir wirklich jedem Marsch durch den Matsch umgehen können, aber ich bin stolz darauf mich mittlerweile bewusst auf den Weg zu begeben und mich dem Matsch zu stellen.
Ich danke allem was war und allen die waren und ich freue mich auf das was kommt und wer kommt. Gesegnet sei’s.
Eine liebevolle Zeit wünsche ich euch.
Eure Kerstin