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~ schön, Frau, Figur und was da noch so ist ~

~ schön, Frau, Figur und was da noch so ist ~

Eigentlich habe ich einen ganz anderen Beitrag Momentan am Wickel, aber ich habe heute einen Film gesehen und diese Worte wollen nun geschrieben werden.

Ich habe heute den Film „Embrace – du bist schön“ gesehen. Einige werden sich vielleicht an das Vorher-Nachher-Foto einer Frau erinnern – Bodybuilderwettbewerbfigur vs. ich möchte sie als entspannte-Frau-mit-toller-Figur bezeichnen. Es ging durch die Medien und irgendwie hatte jeder eine Meinung dazu. Diese Frau hat einen Dokumentarfilm gedreht und mit vielen Frauen gesprochen.

Schon nach wenigen Minuten standen mir die Tränen in den Augen. Ich saß zeitweise auf meinem Sofa und habe Rotz und Wasser geheult. Dieser Film traf mich so tief und bringt mich gerade in einen ganz wichtigen Prozess für mich. Und – auch wenn ich dafür vielleicht wieder üble Nachrichten bekomme und von wenigen nicht verstanden werde, so weiß ich, dass es da mindestens einen unter euch gibt, der mich verstehen wird und genau für all jene, denen dieser Beitrag hilft, schreibe ich und öffne mich so sehr.

Ich bin alles andere als schlank. Das war nicht immer so. Ich war als Kind und Jugendliche, bis zu meinem 20. Lebensjahr schlank. Ich hatte keine „Streichholzbeine“ wie einige meiner Klassenkameradinnen, aber ich war schlank. Ich hatte eine tolle Figur und wenn ich zu Hause war, dann fühlte ich mich wohl. Dann zog ich mich so an, wie ich mich wohl fühlte und schön fand, aber im Außen traute ich mich das erst viel zu spät, weil ich gerade von diesen Mädchen zu oft gehört hatte, ich sei fett und hässlich. Aber fangen wir mal bei der für mich ersten richtig schlimmen Situation an. Wir waren auf Klassenfahrt, ca. 7. Klasse vielleicht auch eher. Irgendwie duschten wir immer in Badeanzügen oder so, ich nicht und ein Mädchen kam rein und zeigte auf mich und meinte „IIIIIIIIIIh, was hast du denn da?“ und zeigte auf meinen Intimbereich. Ich habe mich schon immer sehr kritisch betrachtet, nicht nur körperlich sondern auch geistig und ich habe mich immer als anders empfunden und genau dieser Satz zeigte mir „Ja, du bist nicht normal und nicht normal ist eklig.“. Ich war ein Kind und hatte null Ahnung davon was „normal“ ist und was nicht, heute weiß ich, „da“ ist alles „normal“, aber als Kind traumatisierte mich das. Zur Jugendweihe spielte ich mit dem Gedanken einen kurzen Rock anzuziehen und als wir in der Klasse darüber sprachen bekam ich zu hören „Du mit deinen fetten Stampfern und deinem fetten Arsch willst einen kurzen Rock anziehen?“… bumm, das saß. Ich kaufte eine weite Hose und über ein weißes Shirt oder Blüschen trug ich noch eine lange Weste. Ich bin nicht sonderlich groß, was zu Realschulzeiten für mich schwer war, weil die Mädchen alle relativ groß waren und unsere Jungs Riesen. Die Zeit der Plateauschuhe war meine Zeit. Wenn sich meine Freundin traute etwas Gewagtes anzuziehen, dann traute ich mich das auch irgendwann – obwohl ich zu Hause „krasser“ rumlief, aber das sah ja niemand. In dem Film sprach eine Frau über ihre Gewichtsschwankungen und dass zu ihrer schlanksten Zeit die Leute dachten sie würde sich großartig fühlen und wäre glücklich. Sie selber sagte, dass sie sich richtig mies fühlte. Und da fiel mir eine Situation ein. Ich war am Gymnasium und in den Sommerferien trennte sich mein Freund von mir um mit meiner damals besten Freundin zusammen zu kommen. Ich hörte für 1-2 Wochen auf zu essen und trank auch fast nichts mehr. Meine Eltern wollten in den Urlaub und sie nahmen mich glücklicherweise spontan mit. Mir war schon am Morgen schwindlig und ich fühlte mich schwach und elend. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen… der erste Schultag nach den Feiern und die eine Schülerin sagte zu mir „Du hast abgenommen. Find ich gut. Ich war ja auch mal fett.“ … und auch der Spruch saß, denn ich fühlte mich zuvor nicht fett.

Was für ein krankes Bild haben wir nur davon, dass die Knochen überall rausgucken müssen und der Bauch sich am besten noch nach innen wölben muss, weil alles andere ist ja ein Bauch. Oberschenkel dürfen sich nicht berühren, aber bitte habt dennoch einen schönen Po und tolle Brüste. Ach ja und die Vagina hat bitte so wie bei einem kleinen Mädchen auszusehen, ohne Haare und makellos. Wie verrückt ist das denn bitte???

20180422_224654 Logo kleinerUnd nun bin ich fett. Ich sage es ganz offen – keine Ahnung ob euch aufgefallen ist, dass ihr nur Porträts von mir seht, aber ich bin fett. Die Jahre der Depression, Isolation und der Angst- und Panikattacken, diverser Schicksalsschläge u.v.m. hat mich zulegen lassen. Das liegt nicht nur am Essen, nein, es ist schlichtweg die fehlende Bewegung die ihren Teil dazu beigetragen hat. Heute weiß ich, dass sich das auch alles Lipödem schimpft, aber dennoch bin ich fett. Es ist nicht schön, aber so ist es im Moment. Wenn ich mir überlege welche Worte ich zu meinen schlanken Zeiten gehört habe und welche Worte ich heute höre, dann könnte es nicht unterschiedlicher sein. Ich erhalte tatsächlich von vielen Frauen Komplimente für meine Figur. Sie finden mich schön und sexy. Wie verquer ist denn das bitte? (da muss ich lachen) Als ich schlank war, wurde ich gemobbt und heute werde ich für schön befunden.

Was mich wohl am aller meisten an diesem Film so berührte … ein Therapeut wollte mal von mir wissen, wie ich mit mir spreche (zu einem meiner Tiefpunkte im Leben) … diese Worte möchte ich jetzt nicht wiederholen, aber ich sah in seinen Augen die Traurigkeit und den Schock darüber, wie ich zu mir sprach. Diesen Blick werde ich wohl nie vergessen. Und als ich heute diese wunderschönen Frauen in dem Film sah und hörte wie hässlich und abstoßend sie sich fanden, traf es mich im Herzen. So war ich auch mal zu mir. Es ist einfach erschreckend wie böse und schlecht wir zu uns sein können und wie schlimm ich mich selber mal behandelt habe. Oh nein, ich liebe meinen Körper noch nicht, aber ich mag ihn mehr als früher. Ich gehe besser mit mir um und bin liebevoller zu mir – step by step. Es gibt Dinge die ich mittlerweile echt an mir mag und nicht anders haben wollen würde und andere dürfen sich nach und nach ändern, aber alles liebevoller als früher.

Wie ich schon schrieb, dieser Film bringt mich gerade in einen Prozess und ich weine noch immer und das ist wirklich gut so. Es findet gerade Heilung statt. Und ich lasse euch daran teilhaben, weil ich mir geschworen habe, MICH zu zeigen und keine Fassade – die zeigen viel zu viele Menschen.

Ich bin nicht perfekt, war es auch nie und werde es vielleicht auch nie sein, aber ich bin echt und zeitweise finde ich mich echt fantastisch und wunderschön. *lach* Ich bin einfach Ich, mit meiner Vergangenheit, mit meinen Erlebnissen, Erfahrungen, Traumata, meinen Gaben und meinem Weg der Heilung. Ich bin ein Gesamtpaket, so wie du und du und du und du …

Wenn ihr den Film noch nicht gesehen habt, dann schaut ihn euch an – ich kann ihn euch allen nur ans Herz legen. Nehm die Prozesse an, die sich zeigen und geht liebevoll mit euch um. Ihr werdet immer euer härtester Richter sein, aber ihr entscheidet wie hart ihr euch bestraft. Ich habe meine „Peitsche“ weggelegt und „bestrafe“ mich nun mit einem Schmunzeln über alte hochkommende Gedanken.

Ihr seid alle ein Wunder, vergesst das niemals!

Eure Kerstin

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