Freiherr-von-Thüngen-Str. 3 ~ 14770 Brandenburg an der Havel
0176 24814829
kontakt@helferin-der-seelen.de

~ Perfektion vs. Möglichkeiten ~

~ Perfektion vs. Möglichkeiten ~

Perfektion vs. Moeglichkeiten Kerstin Kochler

“Hallo, mein Name ist Kerstin und ich bin Perfektionistin oder perfektionistisch veranlagt oder perfektionismus-krank.” So oder so ähnlich würde vermutlich meine Vorstellung in einer Selbsthilfegruppe für perfektionistische Menschen aussehen. – Wer schon einmal in einer Selbsthilfegruppe war, weiß, dass es da nicht so abläuft wie gern in Filmen gezeigt – aber das ist ja jetzt auch nicht der Grund des Beitrags. Worum es mir heute geht, ist der Perfektionismus und ich glaube, dass einige, die das lesen, auch von sich sagen können, dass sie dem Perfektionismus immer wieder erliegen. Perfektionismus ist nichts wo wir gewinnen können, tatsächlich scheitern wir immer daran und die Folgen sind Enttäuschung oder Verzweiflung oder Frustration oder Stagnation oder Kapitulation oder alles zusammen. Und ich möchte dir heute mal eine Geschichte von mir erzählen.

Ich wünsche mir seit Monaten, vielen Monaten, weit über einem Jahr, eine große Tasse. Eine richtig schöne Tasse, die mind. 500 ml fasst. Immer wieder durchsuchte ich das Internet und ging in diverse Geschäfte und schaute mir unzählige Tassen an. Es scheiterte nicht an schönen Tassen und ein paar sehr große Tassen gab es auch, aber es war nicht DIE Tasse. Die perfekte Tasse. Die Tasse, aus der ich jeden Tag Tee oder Kakao trinken wollte. Die Tasse, die mir jeden Morgen ein Lächeln ins Gesicht zauberte und mir gute Laune machte. Das Ergebnis war, dass auch andere Menschen nach meiner perfekten Tasse suchten, aber niemand fand sie. Schon allein, während ich das jetzt schreibe, spüre ich die Frustration in mir aufsteigen. Ich fand sie nicht. Ich fand DIESE Tasse einfach nicht. Irgendwann hatte ich dann das Bild einer großen, sonnengelben Tasse vor Augen. Und sogar eine Töpferin versuchte sich daran. Wobei es wenige Töpfer gibt, die eine gelbe Glasur verwenden. Aber das ist ein anderes Thema. Fakt ist, ich fand meine Tasse nicht und mich frustrierte es zunehmend mehr. So sehr, dass ich gar keine Lust mehr darauf hatte und die Suche hinschmeißen wollte.
An einem Tag sah ich online eine Tasse. Nicht gelb, aber groß und ganz schön, aber ich wusste, dass auch sie nicht DIE Tasse sein würde. Dennoch dachte ich mir “Schau sie dir mal an.” und so ging ich ein paar Tage später in das Geschäft und schaute mir die Tasse und ein paar andere Tassen an. Es gab ein paar schöne, große Tassen, die mir gefielen und ich konnte mir auch vorstellen, aus ihnen Tee zu trinken und mich an ihnen zu erfreuen, aber durch meine Suche nach der perfekten Tasse konnte keine von ihnen gewinnen. Wieder zog ich frustriert ab. Ein paar Tage später machte es dann bei mir endlich >klick<. Ich hatte null Ahnung davon, wie meine perfekte Tasse aussehen sollte und doch hatte ich eine “Schablone” für DIE Tasse erstellt, wo gar keine Tasse hindurch passte. Das ist schon etwas verrückt. Und dann fragte ich mich: Was will ich? Worüber würde ich mich denn jeden Tag freuen? Was mag ich? Und als ich meine Gedanken über die perfekte Tasse überprüft hatte, wurde mir klar, dass mir das Gefühl viele Tassen schenken könnten, nur eben vielleicht nicht an jedem Tag. Den einen Morgen fänd ich eine bunte Tasse toll, ein anderes Mal könnte sie auch weiß sein oder mal mit Blümchen. Mal dürfte sie klassisch sein, mal clean, mal etwas verschnörkelter, mal bauchig. Ich bin doch gar nicht jeden Tag gleich drauf. Wie soll dann immer ein und das selbe “Muster” mir gute Laune bereiten? Es ist doch wie mit Witzen. Das eine Mal lachen wir herzhaft über einen total flachen Witz und am nächsten Tag finden wir das ganz schrecklich und brauchen etwas mehr Stil. Und was machte ich nun? Du kannst es auf dem Foto sehen … ich habe mir Möglichkeiten zusammengestellt. Tassen, die ich schön finde, bei denen ich lächeln muss, aber die sehr verschieden sind. Und genau so ist es auch im Leben … wir erstellen eine “Schablone” von etwas (Mensch, Tier, Job, Leben, Glück etc.), wie es perfekt wäre, aber eigentlich haben wir gar keine Ahnung davon, wie es sein soll. Das perfekte Ordnungssystem, die perfekt aufgeräumte Wohnung, der perfekte Mann, das perfekte Haus, der perfekte Kleidungsstil etc. Wir sehen vielleicht auch bei anderen etwas und denken uns “wow, das ist toll. So hätte ich es auch gern.” aber … so sind wir gar nicht. Wenn du eher ein kleiner Chaot bist (wie ich), dann wirst du keine total cleane und super ordentliche Wohnung haben, weil es gar nicht zu dir gehört. Da kann der Wunsch noch so groß sein, aber diese total ordentliche und cleane Wohnung herzustellen, ist eine Schablone, die nicht zu dir und deinem Wesen und deiner Wohnung passt. Du stellst es dir toll vor, aber es kann genauso gut möglich sein, dass du bei all der Ordnung durchdrehen würdest, weil du jeden Tag so viel Zeit investieren müsstest, diese Ordnung aufrecht zu erhalten, eben weil dein System im Ursprung chaotisch ist. Du kannst es wunderschön finden, wenn Frauen mittelalterliche Kleider tragen, aber wenn du eher der sportliche Typ bist, dann wirst du dir verkleidet vorkommen und gar nicht das spüren, was du dir von den mittelalterlichen Kleidern erhoffst bzw. wirst du vielleicht auch nie DAS Kleid finden für dich.

Perfektionismus bringt immer Frustration mit sich und dann irgendwann Stagnation oder gar Kapitulation. Wenn wir aber herausfinden, welche Möglichkeiten es gibt – so wie es bei mir viele Tassen gibt – dann entspannen wir uns und sind sehr viel glücklicher.
Vielleicht ist dann unsere Wohnung nicht clean und super ordentlich, aber alles hat seinen Platz und wir finden das, was wir suchen. Vielleicht ist es kein mittelalterliches Kleid, sondern nur ein Oberteil, welches wir zu Jeans tragen. Möglichkeiten können uns entspannen und dann sind wir auch endlich authentisch. Und kommt es nicht genau darauf an? Dann sind wir wir und stehen zu uns. Und dann … dann sind wir perfekt … weil wir sind wie wir sind.

Herzensgrüße, deine perfekt unperfekte, unperfekt perfekte Kerstin

Mein Newsletter für dich.

* jeden Sonntag 16 Uhr
* mit einer Inspiration für deine Woche
* mit allen neuen Blogbeiträge der Woche, die du vorab lesen kannst
* mit allen aktuellen Veranstaltungen und Ritualen
* mit exklusiven Gewinnspielen und Angeboten nur für Newsletterabonnenten

Mein Newsletter für dich.

* jeden Sonntag 16 Uhr
* mit einer Inspiration für deine Woche
* mit allen neuen Blogbeiträge der Woche, die du vorab lesen kannst
* mit allen aktuellen Veranstaltungen und Ritualen
* mit exklusiven Gewinnspielen und Angeboten nur für Newsletterabonnenten